NABU Hessen bittet Autofahrer um Rücksichtnahme
Wetzlar.
Das warmfeuchte Wetter der kommenden Tage lockt Kröten, Frösche und
Molche aus ihren Winterquartieren. In der nächsten Zeit ist überall in
Hessen mit den ersten Amphibien-Wanderungen zu rechnen. „Wir bitten
Autofahrer, in der Dämmerung vorsichtig zu fahren und Rücksicht auf
liebestrunke Lurche zu nehmen“, ruft Gerhard Eppler, Landesvorsitzender
des NABU Hessen, zum Schutz der Amphibien auf. Überall, wo Kröten,
Frösche und Molche unterwegs seien, gelte Tempo 30 als richtige Antwort,
um die Tiere nicht unnötig zu gefährden.
Ein
besonderes Augenmerk hat der NABU in diesem Jahr auf den Lurch des
Jahres, die Erdkröte gerichtet. Die Erdkröte ist zwar eine der
häufigsten heimischen Amphibienarten, aber dennoch durch den stetig
zunehmenden Straßenverkehr bedroht. Ab einer Nachttemperatur von fünf
Grad Celsius verlassen die wechselwarmen Erdkröten in der
Abenddämmerung ihre Winterquartiere und wandern zu ihren
Laichgewässern. Sie sind besonders bei feuchtem Wetter unterwegs. Auf
den bis zu zwei Kilometer langen Wanderungen müssen viele Kröten Straßen
überqueren. „Manchmal bleiben die Kröten längere Zeit auf der warmen
Fahrbahn sitzen und werden ein leichtes Opfer anrollender Autos“,
erklärt der Biologe Eppler. Eine oft unterschätzte Gefahr sei der
Strömungsdruck der Fahrzeuge. Bei Geschwindigkeiten über 30
Stundenkilometern würden auch Amphibien getötet, die am Straßenrand
sitzen. Der Strömungsdruck der PKW bringe ihre inneren Organe zum
Platzen.
Um
eine bessere Übersicht über die Krötenwanderung in Hessen zu erhalten,
ruft der NABU Hessen dazu auf, Krötenfunde zu melden. „Wir wollen in
diesem Jahr nicht nur lebendige Kröten zählen, sondern auch diejenigen,
die im Straßenverkehr zu Tode kommen“, so Eppler. Alle Naturfreunde, die
bei der Krötenzählaktion mitmachen möchten, können ihre Funde online
auf der Webseite www.erdkröte-hessen.de eingeben.
Von
der Landespolitik und den Kommunen fordert der NABU mehr Engagement für
den Amphibienschutz. An Straßen, die Hauptwanderwege von Kröten,
Molchen und Fröschen durchschneiden, müsse es flächendeckend
Krötentunnel oder feste Krötenzäune geben. Auch der fortschreitenden
Zerstörung der Lebensräume müsse Einhalt geboten werden. „Die
Landesregierung ist in der Pflicht, Auen, Feuchtwiesen und Gewässern
wirkungsvoller zu schützen“, so Eppler.
Auch
für ehrenamtliche Naturschützer beginnt nun in ganz Hessen die
Wandersaison. Viele NABU-Gruppen betreuen Krötenzäune, um Amphibien an
besonderen Gefährdungs-stellen vor dem Straßentod zu retten. „Bei
entsprechender Witterung heißt es nun, abends die Krötenzäune abzugehen,
die sich in Eimern sammelnden Amphibien zu zählen und sie über die
Straße zu tragen“, erklärt der Biologe Eppler. Wer beim Krötenretten
mitmachen möchte, könne sich an die örtliche NABU-Gruppe wenden.
Mithelfer seien gerne willkommen.