NABU-Versammlung fordert Stopp für Grünlandumbruch
Wetzlar.
Einen Stopp des unkontrollierten Umbruchs von Grünland zu Ackerflächen
für den Anbau von Energiemais forderte die Landesvertreter-Versammlung
des NABU Hessen am 9.10.2011 in der Naturschutzakademie Hessen in
Wetzlar. „Die notwendige Energiewende muss naturverträglich gestaltet
werden. Eine maßlose Ausweitung des problematischen Anbaus von
Energiemais verursacht mehr Umweltprobleme als sie löst“, erklärte
Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Bei der Erzeugung
von Biogas müsse mehr auf Reststoffe und die Nutzung von
Grünlandschnitt gesetzt werden.
Die
125 Delegierten aus den 24 hessischen NABU-Kreisverbänden berieten über
die Energiewende in Hessen. Sie zeigten sich besorgt über eine um sich
greifende „Vermaisung“ der Landschaft. Um eine sinnvolle nachhaltige
und umweltschonende Energieversorgung langfristig zu gewährleisten,
müsse der Anbau von Biomasse nach den Kriterien einer
naturverträglichen Landwirtschaft erfolgen. „Nur durch die Einhaltung
ökologischer Mindeststandards kann der gute Ruf der der nachwachsenden
Rohstoffe auch in Zukunft gewährleistet werden“, so Eppler. Der Umbruch
von Grünland zu Acker sei schon aus Klimaschutzgründen keine sinnvolle
Maßnahme. „Wiesenflächen binden mehr CO2 als durch die Biomassenutzung
von Maisanbau eingespart werden kann“, erläuterte der Biologe. Der
Grünlandumbruch gefährde zudem die Artenvielfalt, Dies gelte besonders
für die hessische Mittelgebirgsregion.
Bei
den Neuwahlen des Landesvorstands wurde der Biologe Gerhard Eppler aus
Heppenheim in seinem Amt bestätigt. Auch die stellvertretenden
Vorsitzenden Marko Dorndorf (Eschenburg) und Stefanie Stüber
(Büttelborn) sowie der Schatzmeister Klaus-Dieter Seibel (Bad
Wildungen) wurden für zwei weitere Jahre wieder gewählt. Zum neuen
stellvertretenden Vorsitzenden wurde Martin Runkel aus Gelnhausen
bestimmt, der Lydia Desch aus Jossgrund ablöst. Nach über zehnjähriger
Vorstandstätigkeit stellte sich die NABU-Aktive aus dem
Main-Kinzig-Kreis nicht mehr zur Wahl. Landesvorsitzender Eppler dankte
Lydia Desch für ihre langjährige Mitarbeit und zeichnete sie mit der
silbernen Ehrennadel des NABU aus.
Fotos: NABU/T. Westphal - Erhard Eppler am Mikrofon |
Jörg-Andreas Krüger |
Jörg-Andreas
Krüger, NABU-Fachbereichsleiter Naturschutz und Umweltpolitik, stellte
den Delegierten aktuelle Entwicklungen im Spannungsfeld von Naturschutz
und regenerativen Energien vor. Er wies auf neueste Forschungen zum
Thema Windkraft und Vogelschutz hin und forderte den Verzicht des
Neubaus von Windrädern in natursensiblen Bereichen. Die Energiewende
und der Schutz der biologischen Vielfalt seien gleichrangige Ziele der
nachhaltigen Entwicklung und müssten deshalb in Einklang gebracht
werden.
Straßenbau in Hessen
Die
Landesvertreterversammlung befasste sich auch mit dem Aus- bzw. Neubau
der B 252 zwischen Marburg und Frankenberg sowie der A 49 von Treysa
bis zu A 5 bei Homberg/Ohm. Die B 252 stelle unbestritten ein Nadelöhr
im nordwesthessischen Straßenverkehr dar, so Eppler. Im Laufe der
jahrelangen Planungen habe sich der NABU eindeutig für eine Entlastung
der Ortschaften durch kleinräumige Umgehungen ausgesprochen. Aktuell
plane die Straßenbauverwaltung jedoch einen rund 18 km langen Neubau
einer zum Teil dreispurigen Bundesstraße, die mit einem gigantischen
Flächenverbrauch in einer historischen Kulturlandschaft und
wertvollster Ackerböden einhergehe. Gemeinsam mit der
Aktionsgemeinschaft Wettschaftstal und drei Landwirten setze sich der
NABU Hessen intensiv für eine naturverträgliche Variante der B 252 ein.
Hierzu habe der NABU ein eigenes Fachgutachten erstellen lassen. „Die
Straßenbau-Verwaltung bleibt jedoch bislang stur bei ihrer Planung und
zeigt sich auch nach Gesprächen mit Politik und Wirtschaft nicht an
einer einvernehmlichen Lösung interessiert“, erklärte Eppler.
Für
den Trassenabschnitt der A 49 ab Treysa habe der NABU hatte bereits
2006 eine schonendere alternative Linienführung vorgeschlagen, die
sensible Landschaftsräume umfahre. Diese Lösung werde von der
Straßenbauverwaltung bisher abgelehnt. Bleibe es dabei, müsse der NABU
eine Verbandsklage intensiv prüfen. Im Südabschnitt von Stadtallendorf
bis zur A 5 sieht der NABU die besten Chancen, einen irreparablen
Eingriff in den Herrenwald und den Dannenröder Forst abzuwehren.
Vorstands-Neuwahlen
Martin Runkel am Pult |