Seit ein paar Tagen ist wieder das großartige Frühjahrsschauspiel ziehender Kraniche am Himmel über Hessen zu sehen. Aufmerksame Naturfreunde konnten bereits größere Schwärme des laut trompetenden „Glücksvogels“ am Abendhimmel beobachten. Beim Frühlingszug suchen die Kraniche in Hessen oft Rastplätze auf, um sich vom anstrengenden Flug zu erholen und Nahrung aufzunehmen. Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen, bittet alle Naturbeobachter um Rücksichtnahme: „An den Rastplätzen sollte man einen Abstand von 300 Meter einhalten, um erschöpfte Tiere nicht unnötig zu beunruhigen.“
Hessen liegt in einer Hauptzugroute der Kraniche auf ihrem Weg von den Winterquartieren in Nordfrankreich und Spanien nach Ostdeutschland und Nordeuropa. In den nächsten Wochen ziehen bis zu 250.000 Kraniche über Hessen hinweg. Erste Massenflugtage werden für Ende Februar erwartet. „Die Zahl der Kraniche hat sich in den letzten dreißig Jahren verzehnfacht“, erklärt Eppler. Die starke Zunahme hänge vor allem mit den verkürzten Zugwegen und einem großen Bruterfolg zusammen. Durch die Klimaerwärmung sei es für viele Kraniche nicht mehr nötig, im Winter bis nach Südspanien oder Nordafrika zu ziehen. Viele Vögel überwinterten an großen Seengebieten in Nordfrankreich.
Typische hessische Rastgebiete sind die Auen von Rhein und Main, das Bingenheimer Ried und die Horloffaue in der Wetterau sowie die Flusstäler von Lahn, Fulda und Eder. Für den Naturbeobachter sind ziehende Kraniche an ihrer keilförmige Formation und den trompetenartigen Rufen zu erkennen. Bei günstigen Flugbedingungen ziehen die bis 1,30 Meter großen Tiere, die ihre Flügel bis 2,40 Meter weit aufspannen können, von Nordfrankreich ohne Halt bis nach Ostdeutschland.