Donnerstag, 16. Dezember 2010

Keine Wildtiere unterm Weihnachtsbaum

NABU Hessen warnt vor ‚lebendigen Weihnachtsgeschenken‘

Foto: NABU/Westphal.
Halsbandsittich in Heidelberg
Wetzlar. Der NABU Hessen appelliert an die Bevölkerung, keine heimischen oder exotischen Wildtiere oder deren Nachzuchten als Weihnachtsgeschenke zu kaufen oder zu verschenken. „Oft werden unüberlegt gekaufte Tiere nach kurzer Zeit in die Natur ‚entsorgt‘ – dort gehen sie entweder ein oder sorgen für ungewollte ‚Bescherungen‘ anderer Art im ökologischen Gefüge“ gibt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender und Artenschutzexperte des NABU Hessen zu Bedenken.

Ob Schildkröten, Frösche, Schlangen oder Fische – Glückliche Kinderaugen unter dem Weihnachtsbaum sind oft leider nur von kurzer Dauer. Schon bald nach dem Erwerb werden viele lebendige Geschenke zur Belastung für den Familienfrieden. Spätestens vor dem nächsten Sommerurlaub finden sich unzählige Tiere auf der Straße, im nächsten Tümpel oder im Gebüsch wieder, landen im Tierasyl oder sogar im Müll. Während „klassische Haustiere“ wie Hunde und Katzen mit etwas Glück ins nächste Tierheim gelangen, werden zahlreiche Wildtierarten oder deren Nachzuchten zunehmend in die freie Natur „entsorgt“.

„Das Aussetzen endet für die große Mehrzahl der Tiere tödlich“, erläutert der Biologe Eppler. Nur selten haben ausgesetzte mediterrane Laubfrösche, Zornnattern oder Zebrafinken und Kanarienvögel eine echte Überlebenschance. Nicht besser sei es um handaufgezogene Wildvogelarten, wie z.B. die heimischen Grünfinken und Gimpel bestellt, von denen ebenfalls zahlreiche Individuen als Nachzuchten ehemaliger Wildfänge ihr Leben in engen Käfigen fristeten, bedauert Eppler. Geprägt auf den Menschen hätten diese Tiere niemals gelernt, ihr Futter in der freien Natur zu suchen und Fressfeinden erfolgreich auszuweichen. Ihre Überlebenschance sei nur minimal. Selten lebten Käfigvögel in der Freiheit länger als ein paar Tage oder wenige Wochen.

Foto: NABU/Westphal.
Exotische Schildkröte am Lachmövennest im
Naturschutzgebiet Wagbachniederung
Kein geringes Problem stellen freigelassene Exoten dar. Während die meisten tropischen und subtropischen Arten bei uns kaum die Wintertage überstehen, kommen einige Arten aus Übersee mit unserem Klima klar. Freigesetzte Aquarienfische, Amphibien wie die aus Amerika stammenden Ochsenfrösche und Reptilien, beispielsweise exotische Schmuckschildkröten, sind keine Seltenheit mehr in Deutschlands freier Natur.

Einmal etabliert können manche Exoten zur ökologischen Belastung für die heimische Tierwelt werden und angestammte Arten durch Konkurrenz verdrängen oder durch eingeschleppte Krankheiten dezimieren. „Eingeschleppte Tiere aus fernen Regionen können durch solche Auswirkungen in unserer heimischen Natur ‚Bescherungen‘ ganz anderer Art anrichten“, warnt Eppler, „Wildtiere oder deren Nachzuchten gehören nicht auf den Gabentisch.“ Der NABU appelliert an die Bürgerinnen und Bürger, verantwortungsvoll mit Tieren umzugehen und lieber auf ‚Bescherungen‘ dieser Art zu verzichten.

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